Pfistermühle

Die historische Pfistermühle im Herzen von München
Die Pfistermühle liegt unmittelbar in der Altstadt Münchens und ist Teil des Gebäudekomplexes des Platzl Hotels. Ursprünglich erbaut wurde die Pfistermühle im Jahr 1578/79. Im Laufe der Zeit erfolgten wesentliche Veränderungen am Gebäude. Leider wurde das Gebäude durch einen Bombentreffer während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt, sodass nur Teile des Erdgeschosses und Teile der Außenwände erhalten geblieben sind.

In den 80er Jahren wurde der heutige Gebäudeteil der Pfistermühle wieder aufgebaut. Das Gebäude sticht nicht nur durch die hervorragende Lage hervor, sondern ist auch durch seine historische Fassade mit markantem Weinbewuchs ein Hingucker mit hohem Wiedererkennungswert. Ebenso wie das Platzl Hotel wird die Pfistermühle durch die Platzl Hotel Inselkammer KG betrieben. Über einen Verbindungsbau wird die Pfistermühle entsprechend an den Gebäudekomplex des Hotels angebunden.

Derzeit befindet sich im Erdgeschoss der Pfistermühle ein Restaurant, welches auch zukünftig dort beheimatet bleiben wird. Im 1. Obergeschoss findet man Tagungsräume, während die Geschosse zwei bis vier als Personalzimmer genutzt werden. Das Dachgeschoss (5. OG) bietet ferner Raum für die Lüftungsanlagen des gesamten Gebäudes.

Bald werden die Geschosse zwei bis fünf in 13 hochwertige Hotelsuiten umgewandelt, die dann exklusive Übernachtungsmöglichkeiten im Zentrum von München bieten werden. Der Umbau ist komplex und erfordert sowohl die Neugestaltung der Wände und Decken als auch die Erstellung eines neuen Treppenhauses. Erhalten bleiben werden die Gebäudehülle, die Gastronomie, sowie die Tagungsräume und diese sollen während der Umbauphase zugleich weiter betrieben werden.

Eine besondere Herausforderung stellt die Unterbringung der neuen Lüftungstechnik dar: Im Bestand sind sämtliche Lüftungsanlagen im 5. OG in der Dachzentrale angesiedelt. Da hier zukünftig die Schlafbereiche von 2-stöckigen Suiten entstehen, müssen die neuen Lüftungsgeräte in zu erstellende Technikzentralen umgesiedelt werden. Hierzu werden entsprechende Räumlichkeiten im Zwischenbau zwischen Pfistermühle und Platzl Hotel geschaffen. Dabei sind ebenfalls  die Lüftungsanlagen der Küchen, des Gastraumes sowie der Konferenzräume in das neue Konzept zu integrieren.

Die TGA-Planung

Viel Technik auf kleinstem Raum
Restaurant, Küche, Hotelzimmer, Tagungsräume – für all diese verschiedenen Nutzungen mussten technische Lösungen erarbeitet werden. Die besonderen Herausforderungen stellten hierbei die beengten Platzverhältnisse und die historische und bereits mehrfach veränderte Gebäudestruktur dar.

3D-Modellerstellung der Architektur
Bevor die Planung der Technik begonnen werden konnte, musste die Architektur nachmodelliert werden. Dies erfolgte durch die Volanteq selbst, da von Seiten des Architekten kein 3D-Modell erstellt worden war. Grundlage hierfür waren wiederum Ergebnisse der Gebäudevermessung sowie die zur Verfügung gestellten 2D-Pläne des Architekten.

In diesem Zusammenhang zeigte sich schnell, dass in dem Gebäude die unterschiedlichsten Wandstärken und Verläufe vorhanden sind. Die Möglichkeit, mithilfe der Lösungen von LINEAR die Wandstärken im Modell zu messen und Wände in gleicher Stärke zu modellieren, erwies sich hierbei als äußerst nützlich. Über die Geschosstabelle konnten zudem die unterschiedlichen Geschosshöhen des Hauptgebäudes sowie der zwei Nebengebäude einfach und übersichtlich organisiert werden. So war es möglich, mit den Lösungen von LINEAR auf Autodesk Revit innerhalb kurzer Zeit ein Modell des Bestandsgebäudes zu erzeugen. Dieses entsprach nicht nur einem erforderlichen und wichtigen Werkzeug, um die verschiedenen Gewerke auf engsten Raum koordinieren zu können, sondern diente ebenfalls dazu, die notwendigen Berechnungen durchzuführen.

Modellbasierte Lastberechnungen
Das selbst erstellte 3D-Architekturmodell bildete die Grundlage für die folgenden Lastberechnungen und ermöglichte es, sowohl die Heiz- als auch die Kühllastberechnung direkt aus den Informationen des Modells zu erstellen. Hierzu waren auf Basis des Architekturmodells MEP-Räume erzeugt und mit Rauminformationen, wie der Nutzung, Personenzahl und Sollwerten versehen worden. Mithilfe dieser Informationen konnten dann direkt die Heiz- und Kühllasten sowie die Mindestaußenluftvolumenströme berechnet werden. Der reibungslose Informationsaustausch zwischen dem Modell und den Berechnungsmodulen sorgte hier für eine schnelle und fehlerfreie Umsetzung.

Auslegung der technischen Anlagen
Anhand der Ergebnisse der Lastberechnungen erfolgte die Auslegung der technischen Anlagen. Wie so oft barg hier der geringe vorgesehene Platz für die Technik die größte Herausforderung. Um möglichst wenig Raum im repräsentativen Hauptbau zu belegen, sind die Technikzentralen in Nebengebäuden und Dachgeschossräumen platziert worden, wo sie möglichst unauffällig vor den Augen der Hotelgäste geschützt sind.

Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungen mussten jedoch insgesamt vier separate Lüftungsanlagen verortet werden. Hinzu kamen Technikräume für die Heizungs- sowie die Kältetechnik inklusive ihrer jeweiligen Verteilung. Die Versorgung der beiden Technikräume erfolgt derweil über die Hauptzentralen in einem anderen Teil des Gebäudekomplexes, welche an das Fernwärme- bzw. Fernkältenetz angeschlossen sind. Auch hier überzeugte Volanteq mit ihrem Konzept für die Realisierung der Anschlüsse an das Netz

Individuelle Temperierung der Hotelzimmer
Die Beheizung und Kühlung aller Hotelzimmer geschieht mittels Fancoils, die über ein Vierleitersystem angeschlossen werden und zusätzlich über einen Primärluftanschluss verfügen, der wiederum von einer der RLT-Anlagen versorgt wird, um den Mindestaußenluftvolumenstrom zu garantieren. Zusätzlich kommen in den Zimmern Fußbodenheizungen bzw. in den obersten Geschossen Heiz-/ Kühldecken zur Grundtemperierung zum Einsatz. Die Versorgung der Fußbodenheizung, der Fancoils und der RLT-Anlagen erfolgt über drei separate Heizungsnetze sowie zwei separate Kältenetze, sodass sie den unterschiedlichen Temperaturanforderungen der Verbraucher entspricht und eine individuelle Regelung je Hotelzimmer ermöglicht wird.

Neue Trink- und Abwasseranlage
Die Trink- und Abwasseranlage für die zukünftige Hotelnutzung stellte eine besondere Herausforderung dar, weil das Gebäude ursprünglich nicht für eine Hotelnutzung konzipiert worden war. Um diese Herausforderungen zu meistern, wurde bereits frühzeitig mit einem Hersteller zusammengearbeitet und dessen Produkte wurden über die LINEAR CAD-Bibliothek in die Planung integriert.

Von den Netzberechnungen in die Ausschreibung
Alle Berechnungen für die Netze konnten mit LINEAR durchgeführt werden, von der Dimensionierung über die Pumpen- und Ventilauslegung bis hin zur Auswahl der richtigen Dämmstärke. Durch die zahlreichen Visualisierungsmöglichkeiten konnten alle Berechnungsergebnisse veranschaulicht und Auffälligkeiten schnell identifiziert werden.


Kollaboration mit dem Statiker
Nach erfolgreicher Berechnung aller Anlagen erfolgte die Abstimmung mit der Statik, bei der ebenfalls umfassende Maßnahmen erforderlich waren, um eine Hotelnutzung möglich zu machen. Die Erstellung der Schlitzund Durchbruchsplanung konnte sodann unter Zuhilfenahme des LINEAR Void Managers reibungslos mit den anderen Beteiligten koordiniert und durchgeführt werden.

Detaillierte Planung für die Bau- und Nutzungsphase
Einer der letzten Schritte ist die Erstellung der Ausführungspläne, welche durch die unkomplizierte Wahl der Disziplinen im LINEAR Control Board und die damit einhergehenden Ansichtsfilter vereinfacht wird. Das Modell hat am Ende eine sehr hohe Qualität und erlaubt die Weiterverwendung während der Bauzeit und im Gebäudebetrieb, um eine effiziente und erfolgreiche Umsetzung des Projekts sicherzustellen. Während der Bauzeit wird den ausführenden Firmen ein Viewer zur Verfügung gestellt, welcher nicht nur der reinen Darstellung, sondern darüber hinaus auch als Werkzeug für die Bauleitung dient. So kann man Planung und Ausführung vor Ort abgleichen: Abstimmungsbedürftige Stellen können im Modell markiert und zusammen mit einem Foto der tatsächlichen Situation verknüpft werden, um Aufgaben zu erstellen und Bearbeitern zuzuweisen. Ziel ist es, am Ende der Bauzeit ein fortgeschrittenes Modell zu haben, das den As-Built-Stand abbildet und mit Informationen zu Wartung und Betrieb der Bauteile verknüpft ist. Dies ermöglicht dem Eigentümer und Betreiber, sich auf einfache Weise schnell einen Überblick über sein Gebäude und seine Anlagen zu verschaffen. Auf diese Weise wird durch die detaillierte und realitätsnahe Umsetzung nicht nur ein Mehrwert in der Planung geschaffen, sondern zusätzlich dem Bauherrn ein nutzbares Modell übergeben, das langfristigen Nutzen bringt.

BIM aus Überzeugung
Die Tatsache, dass Bestandsgebäude im Laufe der Zeit Veränderungen unterliegen, sowohl bezüglich der technischen Anlagen als auch der Nutzungsformen, erfordert ein grundsätzliches Neudenken der Gebäudetechnik bei jedem Projekt. Dabei stellt man oft fest, dass die vorhandene Dokumentation mangelhaft oder lückenhaft ist, da diese in der Regel immer noch als DWG, PDF oder gar in Papierform vorliegt. Oft wird diese Dokumentation nicht konsequent fortgeschrieben, was dazu führt, dass wichtige Kenntnisse über die Anlagen nur bei jenen Personen vorhanden sind, welche mit dem Objekt vertraut sind, wie bei FM-Dienstleistern, Wartungsfirmen und Haustechnikern. Dies führt unweigerlich dazu, dass diese Informationen im Laufe der Zeit verloren gehen.

Um diesem Problem entgegenzuwirken, hat Volanteq einen Ansatz entwickelt, bei dem die vorhandenen Grundrisspläne mindestens im dreidimensionalen Raum höhengerecht gestapelt werden oder, je nach Kundenbedarf, ein BIM-fähiges Gebäudemodell erstellt wird, in dem dann die vorhandene Anlagentechnik nachgebildet worden ist. Der dabei entstandene digitale Zwilling ist zunächst nur Mittel zum Zweck, denn der wesentliche Vorteil bei dieser Methode liegt darin, dass die relevanten Daten den grafischen Komponenten im Modell eindeutig zugewiesen werden können. Auf dieser Basis können dann auch ganzheitliche Berechnungen durchgeführt und spätere Änderungen und Informationen direkt ins Modell eingepflegt werden. Zukunftsweisend präsentiert sich dabei die Möglichkeit, die Datenbank mit einem übergeordneten Datenbankmanagementsystem zu verknüpfen, um beispielsweise Massenauszüge von aktuell vorhandenen Komponenten für Wartungsausschreibungen zu generieren und die objektbezogene Wartungsdokumentation abzuwickeln.

Dadurch werden schließlich die beteiligten Fachplaner, ausführende Firmen und FMDienstleister in die Lage versetzt, die Dokumentation konsequent, nachhaltig und fachtechnisch korrekt fortzuschreiben.


Autor

Daniel Heinlein
M. Eng. Energie- und Gebäudetechnik
Projektleiter
Volanteq GmbH

Die Volanteq GmbH mit Sitz in München ist ein innovatives Planungsbüro, welches sich bereits vor Jahren auf die Optimierung des Gebäudebestands und deren Anlagentechnik im Gewerbebau und im Mittelstand spezialisiert hat. Das Team von Ingenieuren entwickelt dabei bedarfsgerechte und interdisziplinäre, aufeinander abgestimmte Technikkonzepte für alle haustechnischen Gewerke.

Volanteq GmbH
Hofmannstrasse 7a
81379 München

www.volanteq.de

 


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