Ausgangsgrafik für Bildmontage: © Buch&Bee – stock.adobe.com
Seit vielen Jahren bieten die LINEAR Solutions eine fast vollständige Lösung zum Zeichnen und Berechnen im Bereich der TGA-Planung. Der Hauptfokus lag dabei bisher stets auf den luft- und wasserführenden Gewerken. Begleitende
Features, wie die zahlreichen Komfortfunktionen in der Konstruktion mit Revit und die gute Unterstützung BIM-konformer Planungsprozesse, weckten zunehmend auch das Interesse bei jenen, deren Arbeitsgebiete in der LINEAR Solution bisher nicht gesondert unterstützt wurden. Besonders in Gesamt- oder Generalplanungsbüros, wo die verschiedenen Gewerke mitunter enger zusammenarbeiten, erhielten Teams, die unseren LINEAR Desktop einsetzten, vermehrt interessierte Blicke seitens der Elektroplanung. In der Folge wurde der Wunsch nach der Integration entsprechender Workflows auch für Elektro vermehrt an uns herangetragen.
Mit der bereits im Juli veröffentlichten Version 24.3 sind wir nun diesem Wunsch nachgekommen und stellten erstmalig den LINEAR Desktop Electrical vor. Wie in jedem anderen Desktop wurden hier natürlich auch die vielseitigen Basis-Funktionen integriert. Darüber hinaus bietet der Desktop Electrical spezifische Tools, mit denen beispielsweise das Platzieren von Schaltern, Steckdosen und Kabeltrassen zum Kinderspiel wird. Für die Berechnung elektrischer Anlagen wurde die Kooperation zwischen LINEAR und ETAP (ehemals Alpi) intensiviert, sodass die mit Hilfe des Desktop Electrical erstellten Modelle nahtlos mit ETAP Caneco berechnet werden können.
Die Version 24.3 markiert erst den Anfang in Sachen Elektroplanung. Was mit diesem Release aber bereits heute schon möglich ist, das möchten wir nachfolgend einmal eingehender betrachten.
Was ist alles enthalten?
Wie bereits angedeutet, bieten die Produkte unserer Desktop-Familie eine Vielzahl nützlicher Funktionen, die bei der Konstruktion über den gesamten Planungsprozess hinweg unterstützen. Beispielhaft sind hier die Nutzung des Control Boards mit komfortabler Ansichtssteuerung und -verwaltung sowie das schnelle und einfache Erstellen von Schnittansichten oder eines 3D-Auswahlrahmens zu benennen. Dies sind Funktionen, die im täglichen Umgang mit LINEAR vermutlich bereits als alltäglich und selbstverständlich angesehen werden. In Abstimmung mit Fachleuten aus der Elektrotechnik wurde aber schnell klar, dass genau solche Funktionen in ihrer täglichen Arbeit bisher gänzlich fehlten. Zeichnen wir uns nun gedanklich einen groben Planungsablauf anhand der im LINEAR Desktop verfügbaren Werkzeuge auf, so erkennen wir bereits mit der ersten Release-Version eine große Abdeckung der Planungsphasen mit Features des Desktop Electrical. Im Folgenden möchten wir auf einige dieser Features eingehen.
Trassenkonzept
Beginnen wir in den frühen Planungsphasen: Platzbedarfe für Leitungsführungen und Großkomponenten wie in Technikzentralen müssen definiert und abgestimmt werden. Hierfür bieten wir mit dem Workflow des Trassenkonzeptes ein Feature, mit dem grobe Trassenkörper als Platzanmeldung an andere Planungsbeteiligte kommuniziert werden können. Werden hierbei bereits Engstellen identifiziert, können Trassenquerschnitte detailliert werden. So kann bereits in frühen Phasen erkannt werden, ob der verfügbare Platz ausreicht oder an zentralen Stellen mehr Raum für die Technik erforderlich ist.
Bereits in dieser frühen Phase ist es möglich, in detaillierten Querschnitten den Kabeltrassen passende Servicetypen zuzuweisen. Im Übergang zur nächsten Planungsphase können aus den Trassenkörpern automatisch einzelne Kabeltrassen generiert werden. Der Kabelweg kann so einfach weiter detailliert werden, ohne den gesamten Verlauf ein zweites Mal modellieren zu müssen.
Servicetypen
Servicetypen werden unter anderem dafür benötigt, um in der Berechnung mittels Caneco das entsprechende Routing durchführen zu können. Bei Verwendung der LINEAR Servicetypen-Verwaltung, wird den Servicetypen der Kabeltrassen automatisch die Bezeichnung des Geschosses angefügt, in welchem sich die Trasse befindet. So wird für die Berechnung die korrekte Zuordnung zwischen Schaltgeräten, Verbrauchern und Trassen sichergestellt.
Koordinierung mit anderen Gewerken
Ziel einer guten Planung ist es, sämtliche Anforderungen, die aus unterschiedlichsten Richtungen an die Errichtung eines Gebäudes gestellt werden, bestmöglich zu erfüllen. Hieraus resultieren oft Zielkonflikte, die es zu lösen gilt. Viele konstruktive Probleme können über eine rechtzeitige Abstimmung zwischen den betreffenden Parteien gelöst werden. Hierfür liefert der LINEAR Desktop viele hilfreiche Funktionen, die verstärkt in der Entwurfs- und Ausführungsplanung zum Einsatz kommen.
Mit Hilfe der LINEAR Kollisionsprüfung können sämtliche Gewerke oder Systeme auf Kollisionen geprüft werden. Hierbei können auch Verletzungen von Bedien- und Montageräumen Berücksichtigung finden. Klassisch auftretende Kollisionen, z.B. zwischen Heizungsrohren und ELT-Trassen, können im Anschluss einfach mit dem Befehl „Leitungsversprung“ aufgelöst werden, indem die Kabeltrasse um die Heizungsleitungen herumgeführt wird.
Weitere Kollisionen entstehen natürlich bei jeder Durchdringung des Bauwerks. Diese sind bei statischer Relevanz zumindest mit den Bauwerksverantwortlichen der Statik und der Architektur abzustimmen. Hierfür bietet die Durchbruchsplanung einen durchgängigen Workflow. Über provisorische Abzugskörper (engl. Provision for Void) können Durchbruchsvorschläge automatisch erstellt und im Anschluss über den offenen BCF-Standard (BIM Collaboration Format) kommuniziert werden. Die empfangende Seite muss dabei keinen LINEAR Desktop im Einsatz haben. Hier können mit dem kostenlosen LINEAR Void Manager die Vorschläge in das Modell importiert und dort entweder akzeptiert oder abgelehnt werden. Diese vorgenommene Klassifizierung, inkl. möglicher Kommentare zu abgelehnten Durchbrüchen, wird dann wiederum über BCF an das jeweilige Fachplanungs-Team zurückgespielt. Bei Bedarf werden Korrekturen an der Leitungsführung vorgenommen und angepasste Durchbruchsvorschläge durchlaufen eine neue Abstimmungsschleife.
Bei der Verwaltung aller Meldungen zu Durchbrüchen oder aus weiteren LINEAR-Modulen wie der Kollisionsprüfung, der Modellprüfung oder den Berechnungen, unterstützt Sie der Desktop-Bereich „Reports und Aufgaben“. Sämtliche Themen mit Koordinierungsbedarf lassen sich hier an einem Ort modellintegriert verwalten.
Bibliothek
Mit dem Bibliothek-Tab haben Sie die Verwaltung und Nutzung all Ihrer Revit-Familien einfach im Griff. Über die Strukturierung in Disziplin, Projekt und Orte kann neben dem Standard LINEAR-Content auch eigener Content nahtlos integriert werden.
Mit der V24.3 wird mit dem Desktop Electrical eine Auswahl an neutralen Auf- und Unterputz-Installationsgeräten geliefert. Diese werden beim einzelnen Einfügen automatisch in einem Unterputzrahmen platziert. Eine wesentliche Zeitersparnis bei der Platzierung mehrerer Komponenten bieten unsere neuen Rahmen- und Linien-Konfiguratoren.
Rahmen-Konfigurator
Mit dem Rahmen-Konfigurator können Sie Kombinationen aus Schalter, Steckdosen, Thermostaten, etc. einfach per Drag and Drop zusammenstellen und direkt an die gewünschte Position im Modell platzieren. Auch Einbauten in Fensterlaibungen sind damit einfach möglich. Für die Grundrissansicht werden die zugehörigen Symbole direkt korrekt gestapelt dargestellt. Nachjustierung von Abständen oder separates Platzieren von Symbolen entfällt somit vollständig.
Installationslinien-Konfigurator
Auch in dem Konfigurator für Installationslinien können Sie Kombinationen von Installationsgeräten per Drag and Drop zusammenzustellen. In diesem Konfigurator werden jedoch ganze Installationslinien zwischen Boden und Decke mit verschiedenen Höhen definiert. So können z.B. klassische Kombinationen mit drei Installationsebenen neben Türen ganz einfach zusammengestellt werden.
- 1.500 mm Raumthermostat
- 1.050 mm 3-er Kombination mit Schaltern
- 300 mm 2-er Steckdose, horizontal ausgerichtet
Der normgerechte Bezugspunkt für die Platzierhöhe des Rahmens wird dabei automatisch berücksichtigt. Mit dem gewählten Platziermodus „Tür (innen)“ kann nun einfach eine Tür selektiert und positioniert werden. Dafür wird die Installationslinie auf der Raumseite gegenüber des Türanschlags im eingestellten Abstand vom Rahmen platziert. Muss der eingestellte Abstand im Anschluss noch einmal korrigiert werden, lässt sich die platzierte Installationslinie problemlos entlang der Wandfläche verschieben.
Für eine große Flexibilität beim Platzieren bietet der Konfigurator verschiedene weitere Platziermodi, beispielsweise „Tür (außen)“ oder manuelle Platzierungen auf die nächstgelegene Kante. Ein besonders effizientes Vorgehen ermöglicht der Modus „Raum-Türen“, welcher gleiche Installationslinien automatisiert mehrfach platziert. Gehen wir zum Beispiel davon aus, dass die zuvor eingestellte Konfiguration in jedem Büro entlang eines langen Flurs genutzt werden soll. Durch einfaches Wählen der betreffenden MEP-Räume im Modell wird automatisch eine Installationslinie unter Berücksichtigung des eingestellten Abstands in jedem Raum neben der Tür platziert.
Um das Ergebnis visuell zu prüfen, ist die Funktion „Arbeitsschnitt vor Wand“ ideal geeignet. Wählen Sie hierfür einfach eine Wandseite aus und es wird ein Arbeitsschnitt erstellt, welcher sich bis zu den angrenzenden Wänden ausdehnt und eine Schnitttiefe bis zur Wandrückseite hat. Einfach und schnell.
Klassifizierung nach IFC und Kostengruppen
Mit der LINEAR Klassifizierung können Bauteilen und Modellelementen Klassifizierungsparameter zugewiesen werden. So lässt sich z.B. komfortabel die IFC-Klassifizierung für ein komplettes Modell vornehmen, was die semantische Qualität eines IFC-Exports erheblich verbessert. Ein weiteres mitgeliefertes Beispiel für Klassifizierungssysteme sind Kostengruppen. Zur Erstellung von Kostenschätzung und -berechnung kann eine solche Strukturierung mit geringem Aufwand die Qualität der Kostenermittlung signifikant steigern. An die im Modell enthaltenen Bauteile wird dabei die Kostengruppe als gemeinsam genutzter Parameter geschrieben, welcher im Anschluss z.B. für Bauteillisten genutzt werden kann.
Elementklassen und Eigenschaftensätze
Mithilfe der Elementklassen und Eigenschaftensätze bietet der LINEAR Desktop ein mächtiges Werkzeug, um Daten im Modell zu verwalten und die für die Abwicklung erforderlichen Strukturen und Formate zu hinterlegen. In einem intuitiven Konfigurator können Sie nicht nur Regeln für erlaubte Werte und Datenformate einrichten, sondern sich auch zu vorhandenen oder frei definierbaren Elementklassen Ihr eigenes „LINEAR Eigenschaftenfenster“ konfigurieren. So bleiben nur solche Daten sichtbar, die für Sie aktuell relevant sind. Ein langes Suchen in den Revit-Eigenschaften kann so entfallen. Der LINEAR Desktop unterstützt Sie im Hintergrund dabei, eine hohe Datenqualität zu liefern, indem er schon bei der Eingabe auf Fehler wie z.B. auf nicht eingehaltene Formate, Wertebereiche oder fehlende Daten hinweist.
Seit der Version 24.3 bietet jeder LINEAR Desktop nun außerdem die Möglichkeit, mittels der Informationsstufen ein Reifegradmodell zu definieren. Hierbei können Sie sich abhängig von der aktuellen Planungsphase nur die gerade relevanten Attribute anzeigen lassen. Besonders im Kontext des „Building Information Modelling“ unterstützt dieses Feature eine Reihe von Möglichkeiten, die Datenqualität im Modell phasenweise zu erhöhen, bzw. zu sichern.
Werk- und Montageplanung
Ist die Planung bereits so weit fortgeschritten, dass die Positionierung und Dimensionierung der Kabeltrassen und Kabelleiter abgeschlossen wurde, so können diese in Schuss- und Lieferlängen eingeteilt werden, u.a. um eindeutige Positionsnummern zuzuweisen. Auch hierfür bietet der LINEAR Desktop einfach zu bedienende Funktionen an.
Auch die Befestigungen der Kabeltrassen können hier geplant werden. Wählen Sie lediglich die zu befestigenden Trassen und das tragende Bauteil. Mit wenigen Klicks werden in eingestelltem Abstand die Kabeltrassen z.B. mit Einlegeschienen und Gewindestäben von einer Decke abgehangen.
Fazit
Mit dem Desktop Electrical sind wir in einen neuen Themenbereich der Revit-Konstruktion eingestiegen. Betrachtet man die Vielzahl an Funktionen, die für die Elektroplanung neue Möglichkeiten bei der Modellierung in Revit eröffnen, so sind wir zuversichtlich, mit dieser Lösung die Produktivität bei der Arbeit am Modell deutlich steigern zu können. Von der Konstruktion über Modellprüfungen, Funktionen zur Sicherung der Datenqualität bis hin zur Montageplanung, deckt der Leistungsumfang des Desktop Electrical schon in der vorliegenden ersten Version vieles ab. Und es stehen noch viele weitere Ideen auf der Agenda.
Wir freuen uns, diesen Schritt gegangen zu sein, um nun alle Gewerke inklusive Elektro mit einer durchgängigen Software abdecken zu können. Sicherlich werden Ihnen diese neue Möglichkeit bei Ihrer Projektarbeit behilflich sein.
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