
Wozu der ganze Aufwand?
Bevor wir uns intensiver mit dem Thema der Daten auseinandersetzen, sollten wir uns noch einmal vor Augen führen, was das Ziel einer BIM-konformen Planung ist. Im Grunde genommen geht es um zwei Wesentliche Fragestellungen:
• Wie können Planungsbeteiligte Informationen effektiv und effizient austauschen?
• Wie können Maschinen repetitive Aufgaben übernehmen, um den Planungsprozess zu beschleunigen?
Die Antwort ist einfach:
Wir brauchen eine effiziente Kommunikation, die sowohl digital als auch modellbasiert den Prozess stützt. Das gemeinsame Gebäudemodell bildet die Grundlage, um Informationen der verschiedenen Projektbeteiligten zu bündeln und Prozesse effizient zu gestalten. Ziel ist es, eine gemeinsame Sprache aller Beteiligten zum Austausch und zur Koordination zu finden, die so strukturiert ist, dass moderne Softwarelösungen Automatisierungen anbieten können. Der Schlüssel hierzu sind am Ende die Daten, die alle Beteiligten in den Prozess geben.
Digitale Verschwendung – Die Bedeutung strukturierter und qualitätsgesicherter Daten
Datenqualität ist der Kern eines erfolgreichen BIM-Prozesses. Sie müssen konsistent, korrekt, vollständig, eindeutig, aktuell und im passenden Format vorliegen. In der Praxis treten jedoch häufig Probleme auf.
Die Übernahme von 3D-Architekturmodellen in CAD-Systeme zur Datenanalyse (z.B. Geometrie oder Bauphysik) liefert oft unzureichende Ergebnisse. Dementsprechend greifen Sie notgedrungen zu den traditionellen Methoden und bauen als TGA-Planerin oder -Planer lieber ein eigenes 3D-Energiemodell, statt auf ein verwertbares extern erstelltes Gebäudemodell zu warten. Die Arbeit wird also noch einmal gemacht, erzeugt zusätzlichen Aufwand und birgt das Risiko von Fehlern. Schaut man sich den Prozess im weiteren Verlauf an, schleift sich dieses Problem häufig auch weiter durch. Leistungsverzeichnisse werden nicht aus der digitalen Rohr- oder Luftkanalnetztopografie abgeleitet, sondern manuell erstellt. Ausführungs- und Montageplanungen werden in Ermangelung einer praktischen Umsetzbarkeit vorheriger Planungen neu aufgesetzt. Die für die spätere Bewirtschaftung des Gebäudes benötigten Daten werden in FM-Systeme manuell neu eingegeben, obgleich ein Großteil bereits digital vorliegt.
Diese digitale Verschwendung vermindert die Effizienz und nimmt dem BIM-Prozess einen Großteil seiner Vorteile. Ein effizienter BIM-Prozess erfordert mehr als seine vorhandene Softwarelösungen auf die Fähigkeit zur 3D-Konstruktion zu skalieren und mit Standard-Schnittstellen wie IFC auszustatten. Um das vorhandene Projektwissen aller Beteiligten möglichst verlustfrei nutzen zu können, müssen wir in der Lage sein, eingehende Daten zu interpretieren, sie zu ordnen und auch zu validieren. Dieser Prozess muss wiederum administrativ gesteuert werden können, damit die Daten für alle verlässlich zur Verfügung stehen.
Dateninterpretation
Ein zentraler Ansatz zur Optimierung von Datenprozessen ist die LINEAR Parameterverwaltung. Mit der Software von LINEAR können projektbezogene Vorgaben (z.B. AIA/BAP), Standards und externe Parameter effizient gemappt und verwaltet werden. Nach einer einmaligen Administration müssen keine Projektbeteiligten mehr darüber nachdenken, an welche Stelle welche Daten gehören. Dies ermöglicht:
Konsistenz: Einheitliche Datenstrukturen für alle Projektbeteiligten.
Flexibilität: Bürostandards können projektübergreifend genutzt und harmonisiert werden.
Ein weiteres Beispiel ist die Klassifizierungsfunktion in den LINEAR Analyse-Produkten, die Bauteile klassifiziert (z.B. Waschtisch, WC) und relevante technische Daten für Berechnungen bereitstellt. Das ist vor allem dann relevant, wenn Sie extern gelieferten Content oder eigens erstellte Familien nutzen. Eine einfache und einmalige Zuweisung genügt, um diese Familien für alle Berechnungen nutzbar zu machen. Lesen Sie hierzu gerne den Artikel „MepClasses – Passgenaue Klassifizierung für TGA-Komponenten“.
Die Interpretation der Daten spielt auch bei der Nutzung der eigenen Ergebnisse durch externe Projektbeteiligte eine entscheidende Rolle. Der IFC-Export stellt hier häufig eine Herausforderung dar. HLS-Bauteile werden oft unzureichend differenziert (z.B. als IfcBuildingElementProxy). LINEAR bietet hier ein präzises Klassifikationssystem, das Bauteilgruppen deutlich feingliedriger strukturiert. Die automatisierten Vorschläge für korrekte IFC-Klassen-Zuordnung basieren auf akkumulierten Planungsinformationen und minimieren den manuellen Aufwand.
Daten ordnen und validieren
Was nützen all die gesammelten Daten, wenn sie nicht strukturiert erfasst und validiert werden können? Ungeordnete oder fehlerhafte Informationen schaffen keine Grundlage für effizientes Arbeiten – sie verursachen Unsicherheiten, Mehrarbeit und potenzielle Planungsfehler. Noch wichtiger ist: In komplexen Projekten zählt nicht nur, dass alle Daten vorhanden sind, sondern auch, dass ich im entscheidenden Moment nur die Informationen sehe, die ich tatsächlich benötige. Eine klare Struktur und gezielte Validierung sind daher essenziell, um Daten nicht nur verfügbar, sondern auch gezielt nutzbar zu machen. Sie bilden die Basis für reibungslose Prozesse und eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Mit den Funktionen „Elementklassen und Eigenschaftensätze“ bietet LINEAR eine umfassende Möglichkeit, nicht nur die Ansicht und den Umfang der Daten im Eigenschaftenfeld zu steuern, sondern diese gleichzeitig auf ihre Qualität hin zu validieren. Während Revit lediglich die Gruppierung bestimmter Eigenschaften erlaubt, gehen wir einen entscheidenden Schritt weiter: Wir ermöglichen eine direkte Qualitätsprüfung der enthaltenen Daten. Durch die Definition gültiger Intervalle oder die Vorgabe spezifischer Wertebereiche wird die Gefahr minimiert, dass fehlerhafte oder ungenaue Daten ins Modell gelangen. Beispielsweise können minimale und maximale Werte für Eigenschaften festgelegt oder nur bestimmte vordefinierte Auswahlmöglichkeiten bereitgestellt werden.
Diese Funktionen sind besonders in arbeitsteiligen Prozessen wichtig, da sie sicherstellen, dass Daten konsistent und standardisiert eingegeben werden. Dadurch erhöht sich die Qualität der Gesamtinformation im Modell erheblich. Zudem erlaubt es LINEAR, den Informationsgehalt flexibel an das Level of Information Need (LOIN) anzupassen und diesen administrativ zu steuern.
Sind die Daten einmal geordnet und validiert, eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten für Auswertungen. Übersichten, wie Einstellwerte für Ventile oder Listen mit Durchflussmengen und Ausstoßzeiten, lassen sich präzise erstellen und können direkt mit dem Bauherrn abgestimmt werden. Zusätzlich ermöglicht LINEAR den Export und Import von Parametern über Excel, wodurch auch ein Informationsaustausch mit Prozessbeteiligten ohne CAD-System möglich wird.
In dieser Hinsicht ist auch das IDS-Format von buildingSMART ein vielversprechender Ansatz. Projekt- und Datenanforderungen werden dadurch maschinenlesbar für alle Beteiligten nutzbar gemacht, sodass sowohl beim Import als auch beim Export eine Validierung der Daten in der jeweiligen Autorensoftware ermöglicht wird. Obwohl es erste Entwicklungen für Koordinationssoftware gibt, die IDS-Vorgaben validieren können, fehlen derzeit noch Lösungen, die IDS-Strukturen direkt mit Autorensystemen wie Revit verbinden. Hier wird LINEAR mit einem neuen Assistenten Abhilfe schaffen, der eine einfache Integration ermöglicht und die durchgängige Nutzung von Daten im Kontext etablierter Austauschstandards sicherstellt. Wenn Sie mehr dazu erfahren möchten, schauen Sie in die letzte Ausgabe der LINEAR AKTUELL oder auf unsere Blogübersicht.
Effiziente Workflows und automatisierte Prozesse
Zeitgemäße Softwarelösungen für die TGA-Planung müssen weit über die Unterstützung klassischer Prozesse wie Konstruktion und Berechnung hinausgehen. Sie sollten Lösungen bieten, die den interdisziplinären Austausch von Konzepten und Planungsergebnissen fördern. LINEAR verfolgt schon lange diesen Ansatz, möglichst alle Daten im Prozess nutzbar zu machen. Um dies zu ermöglichen, haben wir unsere Lösungen mit Fokus auf die vorgenannten Aspekte entwickelt. Auf diese Weise sind wir in der Lage, Lücken zu schließen, die zu digitaler Verschwendung führen. Einige Beispiele für digitale Effizienz wollen wir Ihnen im Folgenden vorstellen:
Das LINEAR Trassenkonzept
Ein typisches Problem ist der unzureichende Platz im Architekturmodell für Technikzentralen oder Medienführungen. Die Ursache liegt oft in schlecht organisierten Abstimmungsprozessen und dem Fehlen geeigneter digitaler Werkzeuge. Hier setzt das LINEAR Trassenkonzept für Revit an, das einen gewerkübergreifenden Workflow ermöglicht. Basierend auf „Provision for Voids“ lassen sich Technikzentralen und Trassenführungen mit minimalem Aufwand konzeptionieren. Es genügt, die Bruttogrundfläche des Gebäudes und das grobe Nutzungskonzept (z.B. Verwaltung, Einzelhandel, Großküche) zu definieren, um Raumbedarfe zu ermitteln. Ergänzt wird dies durch Funktionen zur Dimensionierung von Trassen und deren Querschnitten. Das Ergebnis ist ein dreidimensionales Trassenmodell, das Raumkonflikte minimiert und als Grundlage für die automatisierte Medienführung dient. Anstatt also auf die vom Architekturbüro vorgegebenen Platzbedingungen zu reagieren, kann in der TGA-Planung bereits zu Beginn des Prozesses modellbasiert der Platzbedarf übermittelt werden. Diese frühzeitige Einflussnahme erspart dann langwierige Diskussionen und aufwendige Umplanung in den folgenden Leistungsphasen.
Um die frühzeitig erbrachte Leistung dann auch sinnvollerweise weiternutzen zu können und somit eine digitale Verschwendung zu vermeiden, werden die Trassen mit all ihren bereits beinhaltenen Informationen (Leitungen, Medien, Dimensionen, etc.) im Anschluss genutzt, um daraus die entsprechenden Leitungen zu generieren. Eine ideale Basis, um die weitere Konstruktion durchzuführen.
Lastberechnungen für Heizung und Kälte
Wie bereits eingangs beschrieben, ist die Nutzung des Architekturmodells zur Durchführung von Lastberechnungen häufig durch das gelieferte Modell eingeschränkt, da in vielen Fällen nur 2D-Pläne zur Verfügung stehen oder die nötigen geometrischen und thermischen Bauteildaten lückenhaft sind. Dies zwingt die TGA-Planerinnen oder -Planer dazu, ein separates Energiemodell zu erstellen – ein Doppelaufwand mit erhöhtem Fehlerrisiko. Die TGA-Planung greift hier de facto in Prozesse ein, für die sie nicht die Verantwortung trägt. Die LINEAR Gebäudeanalyse löst dieses Problem, indem sie sowohl Revit- als auch IFC-Dateien analysiert und daraus ein thermisches Modell ableitet. Neben der notwendigen Tiefenanalyse komplexer Modellierungen ist diese Lösungen auch in der Lage, „unsaubere“ Architekturmodelle zu analysieren und als Basis der Lastberechnungen zu nutzen, wobei auf fehlerhafte Daten geprüft wird, welche dann manuell hinzugefügt oder angepasst werden können.
Die Ergebnisse der Lastberechnungen – etwa ausgelegte Heizkörper oder Flächensysteme – lassen sich direkt ins Gebäudemodell übergeben und bieten alle relevanten Parameter für die weitere Planung. Änderungen im Architekturmodell werden dabei automatisch berücksichtigt und aktualisiert, was den Planungsprozess beschleunigt und Fehler vermeidet.
Automatische Schemagenerierung
Ein weiteres Beispiel für Effizienzsteigerung ist die automatische Erstellung von Schemata auf Basis eines 3D-Revit-Modells. Im erstellten 3D-Modell sind alle Daten vorhanden, die ich zur Erstellung eines Schemas benötige. Es wäre also auch hier digitale Verschwendung, diese Daten nicht zu nutzen und stattdessen separat ein Schema zu erstellen, auch wenn ich dieses möglicherweise dann mit den Bauteilen im 3D-Modell verknüpfen kann. Digitale Effizienz bedeutet in diesem Zusammenhang, das Schema automatisch auf Grundlage des 3D-Modells zu generieren. Dabei ist das LINEAR Schema praktisch eine alternative Ansicht des Rohrnetzes. Alle Bestandteile des Rohrnetzes sind in den Ansichten miteinander verknüpft, sodass die Datenbasis einheitlich ist.
Dies sind nur drei ausgewählte Beispiele, die demonstrieren sollen, dass digitale Effizienz möglich ist. Weitere Prozessschritte, wie z.B. die Schlitz- und Durchbruchsplanung, die Ausführungs- und Montageplanung oder die Erstellung regulärer Pläne werden ebenfalls durch die effizienten Lösungen von LINEAR unterstützt und wurden an anderer Stelle schon eingehend beleuchtet.
Fazit
Digitale Effizienz verschafft Ihnen Zugang zu einer Vielzahl wertvoller Daten und ist somit der Schlüssel zur Erhöhung von Wirtschaftlichkeit und Qualität Ihrer Planung. LINEAR bietet mit durchdachten Workflows und umfassenden Funktionen für Revit eine ideale Lösung, um digitale Prozesse in der TGA-Planung zu optimieren. Dies ermöglicht eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, die heutigen BIM-Anforderungen gerecht wird.
Die vollständige Aufzeichnung der Präsentation finden Sie auf dem LINEAR YouTube-Kanal. Jetzt anschauen!