
Ausgangsgrafik für die Bildmontage: © halfpoint – shutterstock
Das Gebäudeenergiegesetz ist in den vergangenen Monaten intensiv diskutiert worden unter dem Schlagwort „Heizungsgesetz“, das polemisierend auch als „Heizungshammer“ bezeichnet wurde. Tatsächlich handelt es sich dabei um die Konkretisierung des Klimaschutzgesetzes für den Gebäudesektor, das noch von der Großen Koalition verabschiedet worden ist. Damit ist das Thema zurecht aus dem Heizungskeller auf die öffentliche Bühne geholt worden. Der Umbau der Wärmeversorgung findet statt und damit dieser Umbau gut gelingt, ist eine Qualifikation gefragt, die die Temperierung von Gebäuden als interdisziplinäre Aufgabe angeht.
Der an der FH-Aachen angebotene Studiengang „Smart Building Engineering“ steht für diesen interdisziplinären, systemischen Ansatz:
- Grundlagen zum Bauwesen
Um ein Gebäude energetisch optimieren zu können, sind Grundkenntnisse von Architektur und Bauwesen erforderlich. Bereits durch den Entwurf werden viele Entscheidungen zur Energieeffizienz getroffen. Außerdem ist es wichtig, gut mit Architekten kommunizieren zu können, um im Verlauf von Planung und Ausführung bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
- Technische Gebäudeausrüstung
Die Lösungen für die technischen Anlagen im Gebäude wie Heizung, Lüftung und Klimatisierung verändern sich. Stichworte sind z.B. Wärmepumpe, Wärmenetze, stille Kühlung. Damit wird die Planung dieser Gewerke anspruchsvoller und stärker verknüpft mit anderen Teilaspekten des Gebäudes.
- Digitalisierung und Elektrifizierung
Um hohen Komfort mit niedrigen Verbrauchswerten zu kombinieren, ist der Einsatz fortschrittlicher Gebäudeautomation notwendig. Zudem stellt die Digitalisierung der Gebäudetechnik häufig eine besonders kosteneffiziente Lösung zur Minimierung der Energiekosten dar. Mit der Digitalisierung geht auch eine zunehmende Bedeutung elektrischer Energie bei Gebäuden einher: Das beginnt bei gebäudeintegrierter Photovoltaik über elektrisch betriebene Wärmepumpen bis hin zu dezentralen Batteriespeichern. Daher gehören Inhalte der Informationstechnik und der Elektrotechnik zu den wesentlichen Bestandteilen des Smart Building Studiengangs.
- Digitale Planungstechniken
Neben dem breiten Fachwissen ist es für die Arbeitswelt von heute und morgen wichtig, digitale Planungswerkzeuge zu beherrschen. Ausgehend von CAD werden komplexere Planungsmethoden wie BIM vermittelt, aber auch unterschiedliche Simulationswerkzeuge, um ein Gebäude vorab als digitales Modell untersuchen und optimieren zu können.
Der Bachelorstudiengang Smart Building Engineering (SBE) verknüpft also wesentliche Herausforderungen des heutigen Baugeschehens: Betonung gebäudetechnischer Fächer, in denen die Fragen von Energieanwendung im Gebäude vertieft werden, in Verbindung mit nutzerorientierter Automatisierung
und Digitalisierung des Betriebes (also „Smartification“) sowie digitalen Planungstechniken und einem Grundwissen zur Architektur. Dabei ist „smart“ für ein Gebäude kein Selbstzweck – es werden konkrete Ziele damit verfolgt: Die häufig wirtschaftlichste Maßnahme zur Energieeinsparung und damit Umweltschonung ist die verbesserte Regelung: Gerade so viel Wärme, Kälte, Licht etc. zur richtigen Zeit an die richtige Stelle zu bringen bedeutet eine Verbesserung der Nachhaltigkeit. Im SBE-Studiengang sind daher nennenswerte Anteile an Informatik und Mess-, Steuer- und Regelungstechnik mit aufgenommen, um die Absolventen hier gut vorzubereiten. In Zukunft wird man viel mehr mit KI-Lösungen, prädiktiven Regelungen und „Digitalen Zwillingen“ arbeiten, also Techniken, die man als „schlau“ bezeichnen könnte, auch dafür werden Grundlagen gelegt.
Damit zurück zum Ausgangspunkt: Der Studiengang Smart Building Engineering befähigt dazu, konstruktiv an der Energiewende mitzuwirken. Diejenigen,
die sich darauf einlassen, erfahren einen persönlichen Gewinn daraus, dass sie durch den breiten Fächerkanon, der von „Digitale Gebäudenetze“ bis zur
„Denkmalpflege“ reicht, eine große Horizonterweiterung erlangen. Dadurch können sie über das wichtige Handwerkszeug für den Berufsalltag hinaus zu
echten Problemlösern gesellschaftlich relevanter Fragen werden.
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Der Autor
Prof. Dr.-Ing. Rolf Groß
Leiter des Studiengangs
Smart Building Engineering (SBE)